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Unverpackt-Läden auf dem Vormarsch

Waren unverpackt

Erst waren sie noch Exoten, doch dann gab es plötzlich in vielen größeren Städten Unverpackt-Läden, Tendenz steigend. Mit originellen und kreativen Namen wie "Fräulein Lose", "Einzelhandel zum Wohlfüllen" (kein Schreibfehler!), "Nimm's lose", "Lieber lose", "MaßVoll" oder "Schüttgut" machen sie darauf aufmerksam, dass es beim Einkaufen auch ohne Verpackung geht. Was genau sind Unverpackt-Läden und welche Waren kann man dort kaufen? Wie viele Läden gibt es schon, wie haben sie sich entwickelt und wie wird es in Zukunft aussehen?

Was sind Unverpackt-Läden?

Unverpackt-Läden bieten Produkte ohne Verpackung an. Ob Haferflocken, Nudeln, Linsen, Schokolade, Essig, Kosmetikartikel oder Waschpulver: Für die Verpackung sorgt der Kunde und bringt geeignete Behälter mit wie Frischhaltedosen, Schraubgläser, Stoffbeutel, Papiertüten und Flaschen. Wer keine Behälter zum Abfüllen dabei hat, erhält im Laden passende Mehrweggefäße (z.B. Pfandflaschen). Bei der Wahl des Sortiments wird meist auf fair gehandelte und ökologisch herstellte Produkte gesetzt.

Wie haben sich die Unverpackt-Läden entwickelt?

Als Pionier des verpackungsfreien Supermarkts eröffnete die kanadische Einzelhandelskette Bulk Barn bereits 1982 das erste verpackungsfreie Geschäft und betreibt inzwischen mehr als 250 Verkaufsfilialen. Im Jahr 2007 eröffnete in London mit "unpackaged" das erste europäische Geschäft mit unverpackten Lebensmitteln. Im deutschsprachigen Raum folgt 2014 der erste verpackungsfreie österreichische Supermarkt. 

 

Seit der Eröffnung des ersten deutschen verpackungsfreien Ladens 2014 in Kiel gibt es heute nach Angaben des Portals Smarticular.net mehr als 180 Unverpackt-Läden in Deutschland und angrenzenden Regionen. Wie viele Läden davon aus Deutschland sind, lässt sich den Statistiken nicht entnehmen. Oft wird die Anzahl an deutschen Unverpackt-Läden zurzeit (Stand: 2019) mit 80 angegeben, wobei sicher viele kleinere Läden noch nicht von der Statistik erfasst wurden. 

Woher kommt der Trend zum verpackungsfreien Einkaufen?

Häufige Schlagzeilen und Bilder zu Plastikmüllteppichen im Meer sowie Berichte zu Nanoplastik in Ökosystemen und Lebensmitteln haben das Thema Müllvermeidung - und hier insbesondere die Vermeidung von Plastik - in den letzten Jahren wieder mehr ins Bewusstsein gebracht. Nach Angaben des Umweltbundesamtes wurden allein im Jahr 2016 in Deutschland 16 Millionen Tonnen Verpackungsmüll produziert. Sicher trägt auch die Klimadiskussion dazu dabei, dass Nachhaltigkeit in vielen Bereichen hinterfragt wird und damit auch nachhaltiges Einkaufen ohne Verpackungsmüll voll im Trend liegt.

Wo findet man Unverpackt-Läden?

 Auf 11ie.de gibt es eine nach Postleitzahlen sortierte Liste der Unverpackt-Läden in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich. Wer lieber auf interaktiven Karten sucht anstatt nach Postleitzahlen oder in Verzeichnissen, wird auf der Zero-Waste-Karte auf https://wastelandrebel.com/de/liste-unverpackt-laeden/ fündig. Falls es am eigenen Wohnort (noch) keinen Unverpackt-Laden gibt, sollte man wenigstens auf Reisen einmal die Gelegenheit nutzen, einen neugierigen Blick in einen derartigen Laden zu werfen. Behälter nicht vergessen! 

Sind Unverpackt-Läden nur ein Trend?

Nach einer Umfrage des Marktforschungsinstituts SPLENDID RESEARCH im April 2018 unter rund 1.000 Teilnehmern ab 18 Jahren in Deutschland bewerteten 71 Prozent der Befragten die Idee des Unverpackt-Ladens sehr positiv. Davon hatten jedoch erst 8 Prozent bereits in einem Unverpackt-Laden eingekauft, was auch an der (noch) geringen Verbreitung dieser Läden liegt. 

 

Unverpackt-Läden als Teil der Zero-Waste-Bewegung tragen bisher nur einen geringen Beitrag zur Müllvermeidung bei, schon allein deshalb, weil es noch wenige Unverpackt-Läden gibt. Die Lebensmittelbranche ist allerdings oft ein Seismograph für Trends, die bald auch auf andere Branchen übergreifen. Die Schülerdemonstrationen "Fridays for Future" zeigen, dass Umweltschutzthemen wie Müllvermeidung bei Jugendlichen einen hohen Stellenwert einnehmen. Auch aufgrund des allgemein zunehmenden Umweltbewusstseins dürften sich die Idee der Unverpackt-Läden längerfristig als erfolgreiches Nachhaltigkeitskonzept durchsetzen.